Potenzialanalyse für die Gumpendorfer Straße

Visualisierung einer begrünten Gumpendorfer Straße

Geschafft: Die Potenzialanalyse für die Gumpendorfer Straße des Verkehrsplanungsbüros Komobile wird nun doch veröffentlicht. Ein Erfolg, der durch Grünen Druck gelungen ist. Wir feiern das, vor allem im Sinne der Transparenz und Informationsfreiheit der Bürger:innen.

Sobald die Studie vom Bezirksvorsteher veröffentlicht wurde, verlinken wir sie hier. Bis dahin fassen wir für euch die Highlights daraus auf dieser Seite zusammen.

Flächenverteilung auf der Gumpendorfer Straße

Mariahilf liegt sowohl beim Anteil der zu Fuß Gehenden als auch bei Radfahrenden, an vierter Stelle im Vergleich zu den anderen Wiener Bezirken. Quelle: VCÖ
Zeitgleich nimmt der Anteil von Kfz-Fahrzeugen in Mariahilf seit Jahren stetig ab.

Ein Blick auf die Flächenverteilung der Gumpi zeigt die ungerechte Platzverteilung:

  • Fahrbahnen: 50,9 %
  • Gehsteige: 33,0 %
  • Parkplatz: 10,8 %
  • Schutzweg: 4,5 %
  • Grünflächen: 0,2 % (!)
  • Sonstiges (Straßenmobiliar, Verkehrsinsel, Wände, Mauern, et cetera): 0,6%

Insgesamt stehen mehr als 60 % der Flächen für Autos zur Verfügung, während Menschen
nur ein Drittel permanent zustehen. Erinnern wir uns an die Tatsache, dass nur ein Drittel aller Menschen in Mariahilf ein Auto besitzen, wird schnell klar: das geht fairer!

Hier nimmt die Potenzialanalyse klar Stellung: „Die Platzverhältnisse sollten bei einer
neuen aktuellen Straßenraumgestaltung die Anforderung von allen Nutzer:innengruppen
berücksichtigen und in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.“

Hitzebildung auf der Gumpendorfer Straße

Wie bereits bekannt war, gibt es auf der Gumpendorfer Straße aktuell exakt sieben (!) Bäume – no joke. Ein Grünraumanteil von gerade einmal 0,2 %. Wenig Bäume, viel Asphalt. Das ist ein Magnet für Hitze. Mariahilf ist davon besonders betroffen, wie die Wiener Hitzekarte zeigt.

Hier herrscht laut Bericht „ein hohes Verbesserungspotential“ für Begrünung und
gleichzeitiger Kühlung. Bäume bzw. Begrünungen können entlang der Gumpi fast überall
aufgestellt werden: egal ob auf Parkplätzen, auf Plätzen oder mitten auf der Fahrbahn.
Weiters können Wasserelemente (Brunnen, Bodenfontänen, …) ebenso einen Beitrag zur
Abkühlung leisten.

Platz für zu Fuß Gehende

In Teilen der Gumpendorfer Straße sind die Gehsteige verdammt schmal. Insbesondere im Bereich des Gürtels und zwischen Fritz-Grünbaum-Platz bis zum Café Sperl sind sie zu schmal bzw. gerade so breit wie gesetzlich vorgeschrieben. Eine Person mit Kinderwagen, Rollator usw. hat kaum Platz auszuweichen. Von flanieren und genüsslich Spazierengehen ganz abgesehen. Eine Verbreiterung wird im Bericht empfohlen.

Dazu kommen zahlreiche Hindernisse (Poller, Müllcontainer, Verkehrszeichen, Stromkästen,
…), die die Barrierefreiheit im Gehbereich einschränken. Diese könnten bereits in einem ersten, schnellen und kostengünstigen Schritt von den zu engen Gehsteigen in Parkspuren verlegt werden. In vielen Fällen kostet das nicht einmal Parkplätze.

Platz für Radfahrende

Eigene Radwege gibt es auf der Gumpi bekanntlich nicht. Akzuell wird der Verkehr im Mischprinzip geführt. Ausnahme: Zwischen Amerlingstraße und Apollo Kino darf die Busspur von Radfahrenden mitbenutzt werden. Wer jedoch einmal mit dem Rad die Gumpi entlang gefahren ist, weiß, dass das keinen Spaß macht: Abgase, Hitze, gefährliche Überholmanöver, der 30er wird von Autos oft nicht eingehalten & radunfreundliche Ampelschaltungen treffen hier aufeinander.

Grundsätzlich wird der Radverkehr durch die Mollardgasse und Linke Wienzeile parallel zur
Gumpendorfer Straße geführt. Der Abschnitt Esterhazygasse – Worellgasse – Liniengasse, als wichtige Durchzugsroute, weist ein immenses Potential für Radfahrende auf – ebenso die
Durchzugsrouten Stumpergasse, Otto-Bauer-Gasse und Webgasse/Grabnergasse.

Kleine baulichen Maßnahmen sowie Piktogramme und Bodenmarkierungen können sowohl
die Kreuzungen als auch den Mischverkehr für Radfahrende aufwerten. Außerdem ist im
Bericht von „überfüllten“ Radabstellanlagen die Rede. Diese könnten mit zusätzlichen
Radbügeln entlastet werden.

Öffentlicher Verkehr auf der Gumpendorfer Straße

Auf der Gumpi fahren der 13A, 14A und vor allem der 57A. Während die erstere zwischen Esterházygasse und Apollo Kino die Gumpi nutzen, fährt der 57A die gesamte Straße in
beide Richtungen entlang.

Eine Aufwertung kann etwa durch Umgestaltung der Busbuchten zu Kaphaltestellen sowie Ampelschaltungen für die Busse erreicht werden.

Größter Vorteil davon ist die Platzersparnis. Denn die Haltestelle kann dadurch deutlich verkürzt werden. Sie muss nur noch etwa so lang sein wie ein Bus, also knapp 20 Meter. Vor und hinter der Haltestelle entstehen damit beim Umbau von der Bucht zum Kap bis zu 30 Meter Fläche, die besser genutzt werden können. Etwa als Grünfläche oder für weitere Sitzgelegenheiten.

Außerdem enststeht dadurch mehr Platz für zu Fuß Gehende und größere Aufstellflächen für die Fahrgäste an der Haltestelle. Gleichzeitig beschleunigt die Kaphaltestelle auch den Busverkehr. Warum? Dieser muss sich nicht erst wieder in den fließenden Verkehr einfädeln, stattdessen müssen die Autos dahinter warten. Auch das wirkt sich letztlich auf die Verkehrsberuhgigung aus.

Grafischer Vergleich Buchthaltestelle/ Kaphaltestelle

Auch eine Neugestaltung der Streckenführung des 57A hat daher enorme Potenziale – sowohl für die Gumpi, als auch für die Anbindung ans höherrangige öffentliche Netz. Dazu präsentieren wir bald mehr. Trag dich in unseren Grätzl-Newsletter ein, um darüber informiert zu werden.

Jetzt Newsletter
abonnieren!

Zum Formular

Kfz-Verkehr:

Die Autoanzahl ist in Mariahilf in den letzten 10 Jahren von 385 (pro 1.000 Einwohner:innen) auf 323 gesunken. Eine Tendenz die sich weiter fortsetzen wird. Oder anders: Aktuell besitzt nicht mal mehr ein Drittel der Menschen in Mariahilf ein Auto. (Quelle: Statistik Austria, VCÖ, 2021)

Durchzugsverkehr auf der Gumpendorfer straße:

Mit einem Fingerschnipp ein Drittel weniger Verkehr, weniger Lärm, weniger Abgase? Das ist möglich, wenn wir die Verdrängung des Durchzugsverkehrs endlich angehen.

Denn der Anteil des Durchzugsverkehr am Gesamtverkehr auf der Gumpi beträgt etwa 25%.
Im Frühverkehr sogar 32%. Speziell die Einfahrt Gürtel stadteinwärts, als auch Brückengasse und
Hofmühlgasse stadtauswärts und -einwärts stellen die meistgenutzten Einfahrten dar.

„Je näher dem Einfahrtsbereich (Gürtel) Maßnahmen zur Reduzierung des Durchzugsverkehrs getroffen werden, desto effektiver sind diese. Zusätzlich sollten die stärker belasteten Zufahrtsstraßen wie z.B. die Hofmühlgasse und Brückengasse berücksichtigt werden“, so die Potentialanalyse.

Hier schlägt ein Konzept von TU-Verkehrsexperte Harald Frey, eine Einbahnführung ab dem
Apollo Kino vor. Mehr dazu später.

Lärmbelastung:

Die Gumpi weist eine hohe Lärmbelastung auf. 70-75dB werden an den meisten Stellen gemessen. Zur Einordung: Bereits eine Lärmbelastung ab etwa 60 lässt Stress ansteigen und führt zu erhöhten Herzfrequenzen und Blutdruck – hier muss im Sinne der Gesundheit einiges passieren.

Gestaltung von Aufenthaltsräumen

Auch für die Gestaltung der Plätze auf der Gumpi wird in der Potentialanalyse großes Potential
„für eine Aufwertung in Kombination mit Verkehrsberuhigungsmaßnahmen“ ausgewiesen.
Egal ob für den Kurt-Pint-, Fritz-Grünbaum-, Johanna-Dohanl- oder Lutherplatz.

Energiepolitisches Potenzial: Raus aus Gas

Mit der Neugestaltung der Gumpendorferstraße und den bevorstehenden Eingriffen in die Fahrbahn, lassen sich auch alternative Energiegewinnungspotenziale mitten in Mariahilf realisieren. Durch die Einsetzung von Erdwärmesonden können Grundsteine einer Infrastruktur, die gebäudeübergreifende Erdwärmenutzung (Anargienetze) und Heat Harvesting, als zukunftfähige Wärme- bzw. Kühlungsquelle mitten im Bezirk, realisiert werden.

Wir haben diesbezüglich bereits einen Antrag eingebracht & hoffen auf Unterstützung der Stadt Wien. Zusätzliche Quellen, für alle Nerds die sich einlesen wollen, finden sich im Antrag.

Grüner Antrag: Erdwärmenutzung Gumpendorfer Straße

Dieses PDF-Dokument ist barrierefrei.


Dass die Energiewende auch im kleinen Mariahilf aktiv voran getrieben werden muss, macht unser Klubobmann auch im Interview mit der BZ klar.

Was passiert mit der Gumpi?

Im Herbst 2022 soll eine groß angelegte, offene Bürger:innenbeteiligung starten und anhand der Potentialanalyse eine Neugestaltung ins Rollen gebracht werden. Wichtig ist hier, dass alle, die auf bzw. in der Nähe der Gumpendorfer Straße wohnen, arbeiten, lernen, … , teilnehmen können.

Hitzewellen werden immer intensiver, länger, und leider auch häufiger – so viel ist sicher. Zeit wird’s, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Zeit wird’s einen Bezirk mit Kühlung, Bäumen und Platz für Menschen zu schaffen. Lasst uns gemeinsam dran arbeiten und für eine begrünte kühle Lebensader in Mariahilf arbeiten.